Gefallene Festungen - Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Osburger Hochwald und im Ruwertal

Die Literatur über den Zweiten Weltkrieg ist kaum mehr zu überblicken und es drängt sich die Frage auf, welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn ein weiteres Buch noch bringen kann. Die vorliegende Arbeit hat daher auch nicht den Anspruch, auf „hoher Flughöhe“ eine weitere allgemeine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu liefern. Vielmehr war es unser Ziel, die lokale Geschichte aufzuschreiben und dort zu recherchieren, wo sie stattgefunden hat: vor Ort bei den Menschen in den Dörfern. Wir wollten die Erinnerungen und Erlebnisse der Zeitzeugen ausgewählter Orte der Verbandsgemeinde Ruwer durch die Kombination mit Akten und Unterlagen nationaler und internationaler Archive in einen historischen Gesamtzusammenhang setzen und damit für die  Allgemeinheit zugänglich machen. Es richtet sich an alte wie an neue „Hochwälder“ und „Ruwertaler“ und an alle,  die sich mit den Dörfern und mit der Region verbunden fühlen.

Die Basis dieses Buches sind die Berichte von über 190 Zeitzeugen, dazu die schriftlich dokumentierten Lebenserinnerungen, Notizen und Tagebuchaufzeichnungen von Bürgern aus den ausgewählten Orten, amerikanische Militärunterlagen und zahlreiches weiteres Quellenmaterial.

Zunächst war ausschließlich ein Osburger Buch geplant. Den Wegen und Entscheidungen des amerikanischen Militärs folgend, stellte sich jedoch schnell heraus, dass inhaltliche Zusammenhänge nur in der Betrachtung mehrerer Dörfer deutlich werden. Es waren die Kämpfe der nur für diesen Zweck gebildeten und anschließend wieder aufgelösten 316th Provisional Cavalry Brigade. Daher wurden auch die wichtigen amerikanischen Vorposten Korlingen und Gutweiler, das schwer umkämpfte Waldrach, der Panzer-Sammelpunkt Kasel, Morscheid, Sommerau und Riveris sowie im vorderen Osburger Hochwald Thomm, Herl, Farschweiler und Lorscheid gleichberechtigt in das Konzept aufgenommen.

Für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs war die Besetzung des vorderen Osburger Hochwalds und des unteren Ruwertals nicht mehr als eine unbedeutende Randnotiz abseits der „großen Schlachten“. Für die unmittelbar Betroffenen stellte sich die Situation jedoch anders dar. Auch Osburg und die anderen Dörfer wurden bombardiert, beschossen und teilweise schwer zerstört. Auch hier gab es unter der Zivilbevölkerung, den Soldaten und den Zwangsarbeitern Tote, Verletzte und zerstörte Existenzen.

Im Jahr 2015 lag das Ende des Zweiten Weltkriegs 70 Jahre zurück und die Zahl derer, die die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur und des Krieges selbst noch erlebt haben, nimmt rapide ab. Die unersetzlichen persönlichen Erinnerungen der Zeitzeugen werden ohne Dokumentation schon in kurzer Zeit unwiederbringlich verloren sein.

In vielen Publikationen, die auf die Erinnerungen von Zeitzeugen zurückgreifen, wurden die einzelnen Berichte aneinandergereiht abgedruckt, da sie den Zeitzeugen als Person in den Vordergrund stellen. Diese Vorgehensweise hat dann Vorteile, wenn der Berichtende dem Leser persönlich bekannt ist und demzufolge ein besonderes Interesse an seinem speziellen Erlebnis besteht. Das Verfahren führt jedoch unweigerlich zu Wiederholungen und Überschneidungen und macht es angesichts der Anzahl der Zeitzeugen schwierig bis unmöglich, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Wir haben uns daher entschieden, die sozialen, politischen und militärischen Begebenheiten in den Vordergrund zu stellen und die Beiträge der Zeitzeugen diesen punktuell thematisch zuzuordnen.

 

Osburg und Berlin, im Dezember 2016

Hermann Bonert, Tobias Blasum

 

Weitere Infos und zu den Verkaufsstellen finden Sie unter www.gefallene-festungen.de