Korlinger Pitter-Geschichten von Bernhard Hoffmann


19.01.2024 - Trierischer Volksfreund - KULTURMACHER BERNHARD HOFFMANN

Eine Idee wird Wirklichkeit – Bernhard Hoffmann und seine „Pitter“-Figur

19.01.2024 - Trierischer Volksfreund, Ein Bericht von Martin Möller

KORLINGEN | Es sieht wirklich nach Arbeit aus in Bernhard Hoffmanns kleinem Studierzimmer. Im Regal und auf dem Couchtisch liegen diverse CDs. Direkt neben dem Eingang steht ein Klavier, das freilich in die Jahre gekommen ist. Mittelpunkt indes ist der voluminöse Schreibtisch. Er dominiert den gesamten Raum und lässt kaum mehr Platz für die Aktenberge, die sich rechts und links außen auf seiner Schreibfläche stapeln. „Meine nächsten Ideen“, sagt Hoffmann dazu, und an seinem Tonfall wird spürbar: Ihm geht es dabei nicht um irgendeine Art von Selbstdarstellung oder gar Besitzerstolz. Der ehemalige Lehrer und Trierer Universitäts-Dozent bringt eher eine Atmosphäre von Nachdenken und produktiver Nüchternheit ein.

 

Autor Bernhard Hoffmann lebt förmlich mit seiner Figur Pitter und deren Umgebung Wäre da nicht der Pitter! Stellenweise ist es, als habe sich Hoffmanns schriftstellerische Kraft ganz auf diese von ihm selbst erfundene Figur konzentriert: Ein pfiffiger, ein verschmitzter Bauer, angesiedelt in Korlingen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Also in einer wild bewegten, mal hoffnungsvollen, mal angstbesetzten Zeit. Bernhard Hoffmann lebt förmlich mit dieser Person und in deren Umgebung. Manchmal rückt er mental ganz nah an den Pitter, mal verbleibt er in vorsichtiger Distanz. Und wirkt dabei wie ein Souffleur im Theater.

 

Die Geschichte vom Pitter ist eine Geschichte über mehrere Stufen. Am Anfang stand eine Idee: eine Reihe von Geschichten – historisch geprägt, aber nicht altertümlich. Geboren wurde der Pitter im Jahr 2019. Aber schon auf den nächsten Stufen des Projekts kommt Hoffmanns Ehefrau Birgit ins Spiel – korrigierend, kritisch, ideenreich, dabei immer wieder motivierend. Dutzende Anregungen, Umstände und Personen landen auf Zetteln, die die Geschichte reifen lassen. Schließlich folgt auf der nächsten Stufe der Abschluss der Handschrift und der Transfer in den Computer – bis dahin ein Weg von Wochen oder Monaten. Und neben der definitiven Endfassung steht dann noch eine Version für den Trierischen Volksfreund und damit für die besonderen Umstände einer Zeitung mit begrenztem Platz.

 

Bernhard Hoffmann aus Korlingen war Lehrer und Dozent an der Universität Trier Wer die Geschichten liest oder sie in der Lesung hört, der ahnt wahrscheinlich nicht, wie viel Sorgfalt notwendig war, um solch ein Werk aus der Taufe zu heben. Wer steht hinter diesen Texten? Bernhard Hoffmann ist als Autor präsent. Hoffmann, geboren 1951, lebt mit seiner Frau in Korlingen. Schon als 17-Jähriger begann er, Textprosa und Dramen zu schreiben. Er war dann Lehrer für Deutsch und Religion in Trier und Konz und von 2000 bis 2013 zudem Dozent für Bildungswissenschaften an der Trierer Universität. Ihm ist der Pitter buchstäblich ans Herz gewachsen.

 

Aber es sind noch andere dabei, ohne die eine Publikation aussichtslos gewesen wäre. Von Anfang an gehörte Christina Bublitz mit ihren wunderhübschen Illustrationen zum Produktions-Team. Und schließlich war am Ende auch der Verlag „édition trèves“ mit von der Partie, als es um die Veröffentlichung ging. Das Ganze haben Hoffmann und sein Team dann publizistisch sorgfältig verpackt – in zwei handliche Bände mit je 24 (Band 1) oder 25 Geschichten (Band 2). Für alle indes gilt: Die Pitter-Bücher sind keine rasch hingeworfenen Skizzen. Sie haben Tiefe und sie haben Herz. Und sie sind Teil einer Publikationsreihe, deren Ende nicht absehbar ist.

 

Wer Bernhard Hoffmann fragt, wann er denn seine schriftstellerische Arbeit abschließen werde, der erntet von ihm vor allem eins: Verständnislosigkeit. „Ans Aufhören habe ich nie gedacht“, sagt der 72-Jährige. Und auch sein Arbeitszimmer mitsamt dessen Einrichtung verkündet vor allem eins: „Ich mache weiter, so lange ich noch Ideen habe.“ Und das kann noch sehr sehr lange sein …


Neues Buch erschienen, Pitter, Napoleon und das Trierer Land

Bangen und Hoffen in der Heiligen Nacht

Autor Bernhard Hoff­mann aus Korlingen (Landkreis Trier-Saarburg) erzählt eine neue Geschichte vom Pitter aus dem frühen 19. Jahr­hundert illustriert von Christina Bublitz. Diesmal geht es um Weihnachten.

 

Das Warten war eine Qual. Wobei es ja immer darauf ankommt, auf was oder wen man wartet. Und so will ich euch jetzt verraten: Die Katharina und der Pitter warteten auf ihren Sohn, den Valentin. Es war Heiligabend, eigentlich ein froher Tag, voller freudiger Anlässe: das Hoffen auf schöne Geschenke, wobei die im armen Korlinger Bauernhaus nie üppig ausfallen konnten. Das feine Essen, die festliche Kleidung, die Mitternachtsmette; wann sonst durften die Kleinen mitten in der Nacht aufstehen? Und jetzt? Jetzt war mehr Bangen als Hoffen, denn der Valentin kam und kam nicht. Schon vor drei Tagen, so hatte er geschrieben, hätte er aufbrechen wollen, sogar mit der Kutsche, die er vom Currende-Singen bezahlen würde. Die Fidel würde er mitbringen, die Weihnachtslieder könnte er begleiten. Geschenke habe er für alle besorgt – und alle freuten sich riesig auf den Studiosus des Jus aus dem fernen Koblenz. Ach, wie lange hatten sie ihn schon nicht mehr gesehen! Zur Qual wurde das Warten, weil er am Abend immer noch nicht da war und weil es schon vor drei Tagen angefangen hatte zu schneien.

Wir müssen jetzt mal nach dem Valentin sehen, wo ist der denn? Der war tatsächlich vor drei Tagen losgezogen, zuerst in einer Kutsche bis Cochem an der Mosel. Da fing das Schneien schon an, keiner fuhr mehr weiter. Dann zu Fuß bis Zell, die frühe Dunkelheit zwang ihn zum Übernachten in einer zugigen Scheune. Am zweiten Tag ging es mühsam weiter – nicht einmal ein Karren konnte mehr fahren, auf den er hätte aufsteigen können. Er kam nur bis Trarbach. Tag und Nacht hatte der Schneefall nicht aufgehört, kein Mensch ging mehr am Mosel­ufer entlang. Dunkel und gefährlich glänzte das schwarze Wasser zu ihm hinüber. Dass er überhaupt vorankam und nicht in der weißen Un­endlich­keit versank, verdankte er einer pfiffigen Idee, die er in den Reise­berichten aus Kanada kennen­gelernt hatte.

Im Haus in Korlingen lief die Katharina jetzt hin und her, hoch und runter. Der Pitter rannte zum Schneeschaufeln raus. Die Kinder saßen stumm in der Küche, wo nur die Kleinsten auf dem Boden mit Holzklötzen spielten, aber merkwürdig ruhig waren auch die. Das Warten wurde unerträglich. Da wurde es sechs Uhr, sieben, acht – eine stille Bescherung war das, und das Essen schmeckte auch keinem. Dann mussten die Kleinen ins Bett. Dann neun, Herrgott, wo bleibt der Bub, was ist passiert? Dann zehn, eine einzige Kerze brennt und macht die Küche mehr dunkel als hell – da klopft es plötzlich an der Haustür. Die Katharina reißt sie auf … da fällt ihr einer entgegen. Im Schreck läuft sie zurück, gegen den Pitter, und da liegen alle drei im Hausflur. Die Kinder stehen im Schlafanzug auf der Treppe und kullern mit den Augen. Ein Soldat! Ein französischer, aber schrecklich sieht der aus: Alles patschnass, das Haar schlaff in der Stirn, die Augen hohl, Glieder gefroren, der kann sich kaum aufheben, sie müssen helfen.

Nach zehn Minuten und viel heißem Tee öffnet er den Mund, er heißt Valentin. Das klingt französisch zwar anders, aber alle schrecken zurück: Valentin statt Valentin also, ein Stellvertreter für einen Vermissten – die Katharina bricht in Tränen aus. Aber was sollen sie tun, sie ziehen ihm trockene Kleider an, geben ihm vom kostbaren Abendessen. Ud er taut auf und erzählt, wie er vor Heimweh und Traurigkeit schon gestern früh die Kaserne in Trier verlassen hat, herumgeirrt ist und sich im hohen Schnee verlaufen hat. Der Pitter übersetzt alles. Ja, einsam zu sein ist ein Elend, da macht man schon mal solche Dummheiten. Dann erzählen sie ihm, dass sie auf den anderen Valentin warten, ihren Valentin, und dann ist es ganz still. Ach, dieses Warten und Bangen und Hoffen, wie ein Gespenst webt das um einen herum.

Nun, der Valentin hatte gelesen, dass sich die Menschen in Kanada große Geflechte aus Holzrahmen und Lederbespannung machten, um im tiefen Schnee zu gehen. Und da er geahnt hatte, dass es schneien könnte, hat er sich welche gebastelt. Das waren zur Acht gebundene Haselnussruten, anderthalb Ellen lang, zwischen denen er Hanfseile gespannt hat. Wo sollte er auch das teure Leder herbekommen? So trat man auf die lockere Schneedecke und sank nicht ein, Aber mühsam war es, so mühsam.

In Mehring kann er am Mittag des Heiligabend noch übersetzen auf die andere Moselseite, mit seinem letzten Geld. Und jetzt geht er über Fell den Berg hoch. Es gibt keine Felder, keine Weinberge mehr – nur die Wälder versperren als hausgroße weiße Gebirge den Weg ins Ruwertal. Aber es kommt, wie es kommen muss: die Hanfseile lösen sich im Nass von den Ruten, er hat sie vielleicht nicht fest genug gebunden. Und so sitzt er einen Meter tief im Schnee im Schutz einer Fichte und versucht mit klammen Händen, sie wieder zu befestigen. Dabei wird es schon wieder dunkel.

Und beim Pitter spielt der Soldat jetzt auf einer ganz kleinen Flöte, den Kindern fallen die Augen zu, das Feuer knistert im Ofen, der Pitter hat noch zwei Kerzen aufgestellt, die Katharina geht wieder mal vors Haus, und dann zündet sie eine dicke Kerze im Herrgottswinkel an. Bloß, die Melodien werden immer langsamer und trauriger … und jetzt brechen sie ab.

Dann rummst es vor dem Haus – eine Dach­lawine oder irgendwas. Und der Pitter geht raus, da liegt der Valentin mit irgendwas an den Füßen, der von der hohen Schneemauer heruntergefallen ist. Ach, was für eine Freude, was für ein Jubel bei den Kleinen! Und nach heißem Tee, neuen Kleidern und zwei Gläsern Wein glühen seine Wangen rot wie Äpfelchen und funkeln seine Augen wieder wie eh und je. Dann zeigt er seine fabelhaften Schneeschuhe, und alle staunen. Und dann spielen sie die Weihnachtslieder durch, der Valentin mit der Geige, der Valentin mit der Flöte. In der Mitternachtsmette in der Korlinger Kapelle hören sie vom Geschenk Gottes. Und der Pitter schaut von links und die Katharina von rechts auf ihren geschenkten Valentin und den Boten Valentin, der noch drei Tage bleibt wie in einer Familie.

 

 


Illustrationen von Christina Bublitz

 

Pitter, Napoleon und das Trierer Land

                        Korlinger Geschichten II

 

Pitter, Napoleon und das Trierer Land, 140 S. mit 50 farbigen Aquarellen von Chr. Bublitz, Hardcover

Subskriptionspreis bis 15.11.2023: 20,00 €

Bestellungen an: hoffmann1530@aol.com oder Tel. 06588-1530 (falls Anrufbeantworter bitte Anschrift und Telefonnr. angeben)

 

Übrigens ein wunderschönes wertvolles Weihnachtsgeschenk!

 

Liebe Freunde, liebe Leser der PITTER-Geschichten

          

Ein neues zweites Buch mit der aus dem Trierischen Volksfreund bekannten Figur des Korlinger PITTER ist nach dem Band „DER PITTER. Korlinger Geschichten 1“ entstanden. Weitere 25 Erzählungen werden im Spätherbst im Verlag éditions trèves, Trier erscheinen. Ca. 50 schöne Illustrationen von Christina Bublitz machen das Geschehen anschaulich. – Die Zeit geht weiter, und mit ihr das Leben und Wirken vom Pitter, der jetzt in die französische Revolution (1789) und die Besatzungszeit im Trierer Land (bis 1814) gerät. Die alte klerikale und feudale Herrschaftsordnung ist aufgehoben – aber auch die Freiheit der citoyens hat ihren Preis.

Eine neue Welt entsteht, die mit neuem Geld, neuen Maßen und neuem Kalender die Ideale der französischen Revolution im Trierer Land implantieren will. Und natürlich auch die Entchristlichung, da ja von nun an nur noch die ´Religion der Vernunft` herrschen soll. Napoleon trifft der Pitter tatsächlich im Jahr 1804, als dieser die linksrheinischen Gebiete mit viel Pomp besucht. Dabei bewahrt unser Pitter die Trierer Liebfrauenkirche vor dem Abriss!

Lesen Sie, ob unsere Dickschädel von Mosel und Ruwer das alles mitmachen und wie der Pitter Probleme und Konflikte der kleinen armen Ruwertalgemeinde zu einem guten Ende bringt.

 

 

Mit freundlichem Gruß

Bernhard Hoffmann, Korlingen



Lesung - 04. Februar 2024

Eine Lesung aus diesem Buch mit dem Autor und Birgit Hoffmann findet am Sonntag, dem 4. Februar, um 18 Uhr als Auftaktveranstaltung des Jahres 2024 in der Kulturkapelle statt. Die musikalische Begleitung übernehmen Lothar Breitmeier (Klarinette) und Christoph Lauterbach (Piano).


25.09.2022/17 Uhr - Autorenlesung in Gusterath

Birgit und Bernhard Hoffmann lesen aus den aus dem Trierischen Volksfreund bekannten Pitter-Geschichten, in denen das Leben im 18. Jahrhundert lebendig wird. Held ist darin der Korlinger Pitter, dem es immer wieder gelingt, gegen den Willen der Obrigkeit einen Vorteil für das arme Dorf herauszuschlagen. Dabei ist er ein Vorkämpfer der auch in Deutschland beginnenden Aufklärung und geht gegen Vorurteile und Ungerechtigkeit an. Es finden sich auch Erzählungen, die in Gusterath spielen! Zum Buch hat Christina Bublitz 50 anmutige Illustrationen geschaffen, die sie in Auszügen zeigen wird.

Die Lesung findet am Sonntag, dem 25. September um 17 Uhr im Bürgerhaus Gusterath statt.

Der Eintritt beträgt 3 €, darin ist ein Glas Wein oder anderes Getränk enthalten.

Buch-Beschreibung:

Der PITTER, ein Held aus Korlingen bei Trier. Erzählt werden seine Erlebnisse von der Kindheit bis zum Hereinbrechen der französischen Revolution 1789. So gelingt es ihm beispielsweise, dem Abt der Grundherrschaft St. Martin in Trier eine Kapelle abzuringen, danach auch das gesamte Inventar. Mit List und Beharrlichkeit führt er so manchen weiteren Vorteil für die kleine Ruwertalgemeinde herbei, den Steinbruch, die Weinberge, den Kartoffelanbau u.a. Darüber hinaus hilft er, wo er kann, vermittelt im Streit oder zeigt Klugkeit und Menschlichkeit. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck. In 24 Erzählungen entsteht so mit warmherzigem Humor ein ganzes ´Bilderbuch` der kleinen armen Gemeinde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

Autorenportrait:

Bernhard Hoffmann, geboren 1951, lebt in Korlingen bei Trier und schreibt seit seiner Jugend. Er war Lehrer für Deutsch und Religion und von 2000 bis 2013 Dozent in den Bildungswissenschaften an der Universität Trier. 2020 erschien "HEIMAT, Korlingen damals und heute".

 

Buchbestellungen unter:

DER PITTER. KORLINGER GESCHICHTEN I

Sprache: Deutsch

Umfang: 140 S., 50 farbige Illustrationen von Christina Bublitz

Format (T/L/B): 0.9 x 21.5 x 13.5 cm

Auflage: 1. Auflage 2022

Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 03.01.2022

Preis: 18,90.-€ (zzgl. 1,90.-€ Versand, falls nötig)

ISBN: 9 783755 778547

Einfach per Mail bestellen: hoffmann1530@aol.com